Louis Vierne (Buch)
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Die Orgelwerke von Louis Vierne Louis Vierne (1870-1937) war ein französischer Organist und Komponist. Er schrieb unter anderem sechs Orgelsymphonien. Markus Frank Hollingshaus untersucht in seiner musikwissen-schaftlichen Dissertation alle Orgelwerke von Louis Vierne. Das Buch mit 400 Seiten und 500 Notenbeispielen ist 2005 im Dohr-Verlag erschienen.
Zusammenfassung des Buches Der französische Organist Louis Vierne (1870-1937) war auch als Pianist und Komponist tätig. Sein Œuvre umfaßt Kammermusik, Lieder und Kirchenmusik, Werke für Klavier, Harmonium und Orgel. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit den Werken Viernes, die für eine Aufführung auf der Orgel gedacht sind. Dabei werden die Untersuchungen nicht auf die sechs Orgelsymphonien beschränkt, sondern auf sämtliche Kompositionen für dieses Instrument ausgedehnt. Dabei treten vielfältige Beziehungen und Übereinstimmungen der kompositorischen Anlage zwischen Symphoniesätzen und Einzelstücken (bzw. Stücken aus den beiden Messen und den beiden Sammlungen Pièces de fantaisie und Pièces en style libre) zutage. Alle Kompositionen werden klassifiziert und formal analysiert. Es stellt sich heraus, daß Vierne gerne auf die Sonatenform zurückgreift, die Themen oft aber nicht nur in einem einzigen Symphoniesatz verwendet, sondern auf die gesamte Symphonie ausdehnt. Die Anwendung des Zyklischen Prinzips befördert den Eindruck einer äußerst geschlossenen Gesamtanlage. Das formale Denken Viernes ist blockhaft, die einzelnen Abschnitte der Musik sind klar voneinander getrennt. Es kommt häufig zu Verschachtelungen verschiedener Themen bzw. Motive übereinander. Weitere Kapitel der Arbeit beschäftigen sich mit der Entwicklung der Harmonik Viernes, deren chromatische Färbung ein Charakteristikum der Musik darstellt. Dabei wird herausgestellt, wie stark die chromatische Konzeption der Einzelstimmen das klangliche Gesamtgeschehen überwölbt, so daß die einzelnen Zusammenklänge stark dissonant erscheinen. Es wird gezeigt, daß sich eine solche Harmonik den Analysemethoden der Funktionsharmonik entzieht. Ein weiteres Thema ist die liturgische Verwendbarkeit der Stücke, wobei auffällt, wie wenige Stücke explizit für die gottesdienstliche Praxis geschrieben sind – immerhin war Vierne 37 Jahre lang als Titularorganist an Notre-Dame in Paris tätig. Der Anteil der Programmusik im Schaffen Viernes wird untersucht, der sich bis auf wenige Ausnahmen auf Assoziationen, die im Titel angesprochen werden, beschränkt. Ausführlich werden die Spezifika der französischen Orgel erläutert. Dabei werden die Registrierungsangaben Viernes diskutiert und seine Vorstellungen der symphonischen Orgel dargestellt. Das letzte Kapitel widmet sich den musikalischen Vorbildern Viernes. Obwohl Vierne für lange Zeit Privatschüler des Kompositionsprofessors Charles-Marie Widor war, scheint dem Autor der Einfluß von Viernes erstem Lehrer, César Franck, größer gewesen zu sein. Von ihm übernimmt Vierne die stark modulierende Harmonik, die auf das Vorbild Richard Wagner verweist. Doch auch die formale Komponente, namentlich die Verwendung des Zyklischen Prinzips, geht auf Franck zurück. Einflüsse von Claude Debussy finden sich im Bereich der Harmonik, nicht jedoch in der formalen Konzeption der Orgelwerke Viernes. Der Einfluß Viernes auf die Musik seiner Schüler und Zeitgenossen war gering. Dazu war seine musikalische Sprache zu persönlich und – zumindest in der letzten Lebensphase – veraltet. Vierne konnte von der spätromantischen Ästhetik nicht loskommen. Er lobte die Kompositionen seines Schülers Maurice Duruflé, die aber nur wenig Gemeinsamkeiten mit den seinigen aufweisen. Weder die chromatische Schreibweise Viernes, noch die motivisch-thematische Arbeit war steigerungs- oder entwicklungsfähig. Verbunden mit einer depressiven Grundhaltung, findet seine Musik zwar zu einer großen Ausdruckskraft mit individueller Farbe, sie markiert aber zugleich den Endpunkt einer musikhistorischen Epoche. Markus Frank Hollingshaus Rezensionen Fono Forum, Februar 2006, S. 54 König der Königin Louis Vierne war zu seinen Lebzeiten ein bekannter Organist, hatte bei Franck und Widor studiert und war 37 Jahre lang der Organist von Notre-Dame in Paris. Die Kompositionen des von vielen Schicksalsschlägen getroffenen Mannes sind in den letzten Jahren zunehmend wieder in den Blickpunkt gerückt und gelten mittlerweile als Endpunkt der so genannten „französischen Orgelsinfonik”. Da eine ausführliche Analyse dieser Werke in deutscher Sprache bisher fehlte, hat sich jetzt Markus Frank Hollingshaus ihrer angenommen. Der aktive Kirchenmusiker untersucht die Musik Viernes in seinem vom wissenschaftlichen Ansatz geprägten Arbeit ausführlich nach formalen und harmonischen Gesichtspunkten und versucht sie abschließend in den musikhistorischen Zusammenhang einzuordnen, wobei er auch ihre mögliche Verwendung als liturgische Musik diskutiert. Das umfangreiche Buch „Die Orgelwerke von Louis Vierne” ist im Verlag Dohr erschienen und kostet 49,80 Euro. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Musica sacra, 125. Jahrgang, Heft 6, Nov./Dez. 2005, S. 59 f. Markus Frank Hollingshaus: Die Orgelwerke von Louis Vierne. Die zu beobachtende Tendenz, dass immer mehr Organisten sich nicht nur eingehend mit dem Notentext beschäftigen, sondern vielmehr darüber hinaus versuchen, das Umfeld der Kompositionen und deren Schöpfer zu erkunden, ist mehr als zu begrüßen. Bücher wie das vorliegende des Musikwissenschaftlers, Kirchenmusikers und Komponisten Markus Frank Hollingshaus kommen diesem Vorhaben entgegen, ja vermögen das aufkeimende Interesse gar zu fördern. Der Autor legt in seiner 400 Seiten starken Promotionsarbeit alle Orgelwerke von Louis Vierne detailliert dar. In einer recht knapp gehaltenen Einführung wird die Konzeption der Arbeit wie auch der aktuelle Forschungsstand vorgestellt. Dieser erfährt kritische, fundierte Würdigung und macht staunen, dass in der vorangegangenen Literatur einzig die Orgelsymphonien behandelt wurden. Die Biographie ist vorteilhaft kurz gehalten und lässt Raum für das eigentlich zu behandelnde Sujet. Das Grundkonzept dieses Buches beruht auf der eingangs aufgestellten These, dass es in Viernes Orgelwerken zwar Parameter gibt, die sich offensichtlich chronologisch entwickeln, daneben aber diverse Konstanten im Werkverlauf nachzuweisen sind. Hollingshaus gibt in einer Kurzvorstellung einen Überblick über die 62 zu behandelnden Orgelwerke und deren historische Einordnung. Die am Ende eines jeden Abschnitts stehenden Zusammenfassungen konkretisieren die erarbeiteten Thesen auf willkommene Art und stellen immer wieder den Bezug zum Gesamtschaffen Viernes her. Das zweite umfangreiche Kapitel behandelt "spezielle Parameter" wie Großform, musikalischen Satz, Themenbildung, Taktmaße und allen voran Harmonik. Obwohl der Schluss der Arbeit sehr kurz gehalten ist, bleiben die Ergebnisse der Arbeit unmissverständlich klar. Hollingshaus zeigt sich als Autor, der über formale und harmonische Analysen hinweg außermusikalische Sachverhalte wissenschaftlich nachzuweisen versucht. Dass ihm dies gelingt, liegt unter anderem an der hervorragend durchdachten Gliederung wie an der Klarheit seines Stils. Dass Hollingshaus den Leser – sei es Liebhaber, Student oder Lehrer zum eigenen Nachvollziehen der Betrachtungen anregt, ihn die eigene Meinung finden lässt und nicht einfach sein Wissen doziert, ist ein weiteres Plus dieser Veröffentlichung. Man wünschte sich, der Autor übernähme die "lohnende Aufgabe, über die Orgelwerke hinauszublicken und sich Viernes Kammer- und Vokalmusik vorzunehmen” selbst in der hier erwiesenen Umfassendheit und Gründlichkeit. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Thomas Daniel Schlee, ÖMZ 12/2005, S. 78 f. MARKUS FRANK HOLLINGSHAUS: DIE ORGELWERKE VON LOUIS VIERNE. Die Zeit schien reif, nun auch in deutscher Sprache eine umfassende analytische Arbeit über das umfangreiche Orgelschaffen des illustren Organisten von Notre-Dame de Paris, Louis Vierne (1870-1937), vorzulegen. Mag sein, dass die Ursache für die in den USA bisher recht zahlreich erschienenen Publikationen über Vierne im jenseits des Atlantiks nach wie vor vielfach weitergeführten symphonischen Stil und Klangideal liegt. In Europa jedoch hatten diverse historisch nachrückende ästhetische Positionen das Repertoire der letzten spätromantischen Blüte über Jahrzehnte gerade mit einem Bann belegt. Nun ist der Blick wieder frei, die Distanz lässt wieder Raum, sich der Faszination dieser Musik hinzugeben. Mit großer Akribie hat sich Markus Frank Hollingshaus diversen konstituierenden Elementen der Vierne'schen Tonsprache angenähert: Harmonik, Form, Klangästhetik, verbunden mit Aspekten des Orgelbaus – all dies wird sinnvollerweise nach inhaltlichen Schwerpunkten und nicht nach der Chronologie der Werkentstehung geordnet dargestellt. Biographisches wird bewusst nur gestreift. Bemerkenswert und nützlich für eine Korrektur hierzulande noch immer grassierender Vorurteile über die angebliche Oberflächlichkeit französischer Musik sind etwa die zahlreichen Nachweise, die der Autor über die formale Strenge und Konsequenz in Viemes Schaffen (nicht nur in dessen 6 Orgelsymphonien, sondern auch in den zunächst eher als Charakterstücke anmutenden "Pieces de Fantaisie") führt. Besonderes Augenmerk widmet Hollingshaus der exzessiven Chromatik, die Vieme tatsächlich als letzten großen französischen Orgelkomponisten einer musikgeschichtlichen Entwicklung ausweist. Aber gerade hier sehe ich – weitaus öfter als der Autor – die Methode einer funktionalen Bestimmung harmonischer Prozesse an ihre Grenzen stoßen. Nicht erst im Spätwerk Viernes entstehen die Zusammenklänge nach meiner Auffassung wesentlich häufiger durch die Bewegungsabläufe der Stimmen (oder der "Griffe", sprich: der Akkorde) als aus einer den Fluss zu einer Abfolge erstarrter Momente missdeutenden harmonischen Vivisektion. Es war diese Loslösung von einer architektonisch wirksamen, also klaren Harmonik (deren horror vacui eine deutliche Tendenz zur farblichen Unbestimmbarkeit aufweist), die manche von Viernes Zeitgenossen (von seinem stilistischen Widerpart, dem genialen Charles Tournemire, bis zum frühen Olivier Messiaen) bereits für radikal andere, nämlich modale Lösungen optieren ließ. Aufgrund des umfassenden Anspruches und der vielen wertvollen Querverweise (stets durch zahlreiche Notenbeispiele exemplifiziert) bleibt es ein wenig bedauerlich, dass Viemes Orchestersymphonie, die seiner ersten Orgelsymphonie stilistisch in charakteristischer Weise zur Seite steht, keine Erwähnung findet. – Dennoch: ein Meilenstein musikwissenschaftlicher Auseinandersetzung mit Louis Vierne. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Enrico Ille, DIE TONKUNST online / Ausgabe 0510 / 1. Oktober 2005 Markus Frank Hollingshaus: Die Orgelwerke von Louis Vierne Hollingshaus, Kirchenmusiker und studierter Musikwissenschaftler, hat mit seiner hier vorliegenden Dissertation eine klar systematisierte und exakte analytische Aufarbeitung von Viernes Orgelwerken erstellt. Er verfolgte dabei das Prinzip, sich von der Makrostruktur nach und nach zu den Details vorzuarbeiten und erreicht damit trotz der 400 Seiten fast ausschließlicher Analyse sehr gute Übersichtlichkeit. Dabei fokussiert er deutlich: Die Biographie wird auf fünf Seiten zu Beginn kurz umrissen, den Abschluss des Buches bilden ebenso kurze Kapitel über französische Orgelmusikgeschichte, musikalische Einflüsse auf und von Vierne, sowie stilistische Fragen und Nachwirkung. Hierbei öffnet er eher Ausblicke auf mögliche thematische Felder und ihre bisherige wissenschaftliche Bearbeitung. Das primäre Material ist mit 62 überlieferten Werken vergleichsweise übersichtlich. Die Bedingungen ihrer Entstehung sind symptomatisch in der Art und Weise zu erkennen, wie Louis Vierne (1870-1937) starb: Bei der Uraufführung von Triptyque op. 58 erlitt er genau zu Beginn der Improvisation eine Herzembolie, der Schlusspunkt einer langen Reihe von Krankheiten und Unglücksfällen, der Auseinandersetzung mit seiner Sehschwäche und mehreren Verlusten. Die starke Ausrichtung seines Lebens auf das Orgelspiel verbindet ihn mit Zeitgenossen wie César Franck, Charles-Marie Widor und vor allem Alexandre Guilmant und Marcel Dupré. Hollingshaus stellt Vierne dabei als Schnittstelle zwischen zwei französischen Orgeltraditionen dar: Auf der einen Seite steht die starke Konzentration auf Bachwerke, nach Frankreich primär durch Jacques-Nicolas Lemmens vermittelt (über Widor und Guilmant) und in der Auffassung einer strengen, an Polyphonie orientierten Haltung verpflichtet. Auf der anderen Seite die vor allem durch Franck und Saint-Saëns geführte Richtung, die trotz starker Einbeziehung der polyphonen Traditionen offener war für die romantische Musik Lisztscher und Wagnerscher Prägung sowie Elementen von Charakterstücken und anderen Kleinformen und vor allem der Improvisation größeres Gewicht gab. Schließlich waren auch Gabriel Fauré und Claude Debussy für Vierne nicht unbedeutend, so dass eine impressionistische Tonsprache bei ihm anklingt. Vor allem in den letzten Orgelsymphonien bezieht Vierne teilweise Klangmittel der Avantgarde ein. Hollingshaus belässt es mit Hinweisen auf lexikalische Artikel, autobiographische Quellen von Vierne, Dupré, Duruflé u.a. und Monographien etwa von Bernard Gavoty bei dieser Rahmung, um nüchtern festzustellen: "Über die Verbindung von Biographie und Werk bedarf es einer differenzierten Untersuchung, die im vorliegenden Buch nicht vorgenommen werden wird." (5) Er geht für seine Analyse von zwei Gedanken aus, einem expliziten und einem impliziten. Explizit führt er aus, dass man prinzipiell chronologisch oder systematisch an einen Werkekatalog herantreten kann. Hierbei setzt er seine eigene Arbeit von allen vorherigen Forschern ab, indem er nicht nur die Systematik wählt, sondern auch alle Werke einbezieht. Die Systematik wird in den beiden Hauptteilen auf zwei verschiedene Art und Weisen angegangen. Zuerst nutzt Hollingshaus die Formbestimmung als Leitfaden, basierend auf der Beobachtung, dass die meisten Werke von Vierne, nicht zuletzt in Auseinandersetzung mit der Orgelsonatentradition, an Satztypen orientiert sind. Dabei klassifiziert er 6 Satztypen, achtet aber gemäß eines dominanten kompositorischen Diskurses der Zeit auch auf das Vorkommen zyklischer Themenbehandlung. Allerdings kommt er dabei eher bei einer einfachen Zusammenstellung bisheriger Bewertungen an, ergänzt durch eine im Vergleich mit dem Folgenden sehr fragmentarischen Analyse, die der Bedeutung dieses Gestaltungsmittels nicht gerecht wird. Die Strukturierung dieses Teils ist konsequent, orientiert an dem klassischen Standard der Symphonie mit Sonatenhauptsatz / Variationssatz, Adagio / Cantilene, Scherzo und Schlusssatz erläutert Hollingshaus einige Beispiele, um am Ende eine Schlussfolgerung über die allgemeine Behandlung dieser Formvorgaben zu ziehen. Was jedoch bei einer auf Analyse fokussierten Arbeit etwas fehlt, ist eine kritische Betrachtung dieser Standards, denn in der kommentarlosen Verwendung erscheinen sie als dogmatisches, unabänderliches Orientierungsmuster, was der musikalischen Praxis zu keiner Zeit entspricht. So sehr die Abweichung vom Standard gewürdigt wird, müsste doch auch die Frage gestellt werden, ob und woher diese Standards im speziellen Fall kommen, mindestens mit Hinweis auf einschlägige Lehrwerke oder theoretische Diskurse der Zeit. Hollingshaus verschiebt den Blickpunkt im zweiten Hauptteil auf "Spezielle Parameter", indem er noch einmal kurz die Großformen betrachtet, dann aber an die musikalischen Details wie der Kontrapunktik, Themenbildung, Harmonik und Instrumentation geht. Wie auch im ersten Hauptteil sind es eingestreute Exkurse, die den Reiz erhöhen, indem sie das eigene Kombinieren von Aspekten ermöglichen. So wird etwa durch die Auflistung der Registrierung der Orgel in Notre-Dâme de Paris einfach ein greifbarer Bezug zu den Ausführungen über Instrumentation hergestellt. Der implizite Gedanke ist die Antwort, die Hollingshaus bewusst oder unbewusst auf langjährige Diskussionen um den Werkbegriff gibt. Betrachtet man seine Publikation - vor allem im Hinblick darauf, dass es sich um eine Dissertation handelt - als einen handwerklichen Beitrag zur Erschließung von Notenmaterial, der ebenso notwendig wie zur weiteren Forschung notwendig ist, lässt sich sehr viel dieser Diskussionen relativieren. Und doch muss wenigstens leise der Vorwurf geäußert werden, dass fast sämtliche Gedanken um Interpretation, Entfaltung von Musik in der Zeit, musiksoziologische Aspekte u.v.a. zu Gunsten eines starren Werkbegriffs implizit ausgeschlossen wurden. -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Peter Gnoss, fermate, Heft 24/4 (2005), S. 43 Vierne – eine höchst interessante Persönlichkeit Nach der Kür mit den Tagebüchern ("Meine Erinnerungen", 2004, weiterhin im Handel erhältlich) folgt im Verlag Dohr jetzt die Pflicht zu Louis Vierne. Die Dissertation von Markus Frank Hollingshaus stellt die Orgelwerke Viernes vor, erstmals in deutscher Sprache ausführlich analysiert und nicht nur auf Teilbereiche beschränkt. Wer sich fragt, wie man 402 Seiten mit den Werken eines Mannes füllen kann, der eigentlich als Orgelvirtuose bekannt ist, sollte sich der Mühe unterziehen, sich näher mit diesem Buch zu befassen. Nach einer relativ knappen Einführung (Konzeption, Forschungsstand, Biographie) und einer Kurzvorstellung der zu behandelnden Werke und ihrer historischen Grundlagen befasst sich der erste Hauptteil mit einer vergleichenden Analyse der Form, der zweite Hauptteil mit speziellen Parametern wie Satz, Kontrapunktik, Melodik, Harmonik, formalem Aufbau und Fragen der Ästhetik und der liturgischen Funktion. Beschlossen wird die Untersuchung mit der Einordnung der Musik Viernes in die Musikgeschichte. Dieser – relativ kurze – Teil ist eigentlich der wichtigste, fasst er doch das Wirken Viemes und den Einfluss, den seine Persönlichkeit und sein Werk auf Zeitgenossen und Schüler gehabt hat, griffig zusammen. Wer die Scheu ablegt, sich in beide Hauptteile hineinzulesen, die im besten Sinne eine Fleißarbeit geworden sind, kann danach wirklich mitreden, wenn das Gespräch auf französische Orgelromantik oder Orgelsymphonie kommt. Ansprechen wird das Buch natürlich in erster Linie den Orgelfachmann; durch den relativ gut lesbaren Stil ist es aber auch für Nichtorganisten, die sich für die Musik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts interessieren, durchaus zu empfehlen. Schön, dass sich jetzt zwei Bücher mit der höchst interessanten Persönlichkeit Viernes befassen. Französische Orgelmusik scheint im Verlag Dohr zu einer echten Nische zu werden.
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